Freiraum: Offline Special

 

Straßenkunst

von Martin Teuschel

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Der Clown hielt die Torte in der Hand. Langsam, seine Bewegungen schwebten in Zeitlupe, zog er den Arm nach hinten, den anderen nach vorne und sein Schwungbein kreiste gekonnt ungelenk durch die Luft. Der zweite Clown stand vor ihm und wandte sich langsam dem ersten zu. Anna war zu klein für das Spektakel, ihre Gedanken schweiften. Sie fragte Sandra: "Oma, warum ist die Welt so schön?" Sandra bekam Gänsehaut. Wie sich die Welt geändert hatte. Als Kind hatte sie anders gefragt: "Oma wozu sind die Kriege da? Warum sterben so viele Kinder am Hunger?" Und ihre Grossmutter blieb ratlos. Sandra war glücklich und stolz. Sie hatte zum Wandel beigetragen. Sie erinnerte sich daran, das sie allein aus gutem Gefühl zu handeln begann, anderen zu helfen. Ahnungslos handelte sie mit vielen anderen gemeinsam. Das war der Zeitgeist der Epoche, in der Arbeit durch zunehmende Technisierung schwand. Mit der Arbeit schwand das Geld. Leid und Egoismus gediehen bis die Erkenntnis gewann, das Geldverlust Zeitgewinn brachte. Dem Geldschwund trotzend kultivierte Sandra Zeit und teilte sie mit ihren Mitmenschen. Diese Form der Nachbarschaftshilfe förderte abgabenfreie Dienste und Produkte. Der steuerfreie Mehrwert war Freundschaft und Solidarität. Früh erkannte Sandra dieses und während gemeinnützige Vereine wegen ihrer Abhängigkeit von staatlicher Förderung starben wuchs ein gewaltiges Netzwerk aus Aktivisten und Projektgruppen.
Sandra sah Elsa an. Das Mädchen wartete geduldig auf die Antwort. "Weil Menschen für einander Zeit haben.", sagte Sandra. Sie streichelte Anna eine Strähne aus dem Gesicht, sah sie verzaubert an und verpasste den Plot. Giuseppe hatte die Torte geworfen. Alle lachten.


Diese Kurzgeschichte wurde im Mai und Juni 2007 in Berlin (vor allem zum Berlin-Lacht-Festival) verteilt als Offline Special Nr. 1 . Wenn Du uns helfen möchtest verteile auch in Deiner Stadt den Berlinerplakate Offline Special Nr. 1 : Für alle, die kein Internet haben.


von Martin Teuschel

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