Geschichten:
Radio TAT:
Serie : (kannst Du auch einzelnd lesen!)
und dazu gibt es viele Bilder  |
Seit Eden erinnern Geschichten an
versteckte Orte. Hinter Bergketten oder mitten im Ozean gelegen, bieten sie
ihren Bewohnern gedeckte Tische und Feindesmangel: Die nötigen
Bedingungen für Frieden und Gerechtigkeit.
Von Generation zu Generation berichten Alte von ihnen, wenn Lagerfeuer
die Nacht erhellen, Sterne aus ewiger Vergangenheit leuchten und der Mond
unserer Seele tiefen Glauben beschert. Uns ist warm. Wir sitzen im
Feuerkreis. Flammen züngeln, Äste knistern und wir warten geduldig. Bis sich
eine Stimme hebt und einen solchen Ort erwähnt.
Ich erinnere mich gut an des Alten Erzählung und möchte sie Dir hier
weitergeben: Der Ort hieß "Tor zum Herzen"
und lag im morgigen Berlin, dessen Strukturen sich kaum von heutigen
unterschieden. Der konsumfreie Raum schenkte mit zahlreichen kostenlosen
Angeboten Sandros und seinen Freunden viele Möglichkeiten.
Am besten liest Du selbst... |
Scheinwerfer entflohen der Schattenwelt
und drängten sich zum roten Ball, der die Stadt wach küsste. Sandros konnte es kaum fassen. Er saß in diesem Zug und vor ihm lag Berlin.
Sein Geist erwachte, seine Augen verglichen Erinnerungen von Bildern mit den
vorüber ziehenden Silhouetten der Großstadt.
Er war da. Endlich. Seine Reise hatte vier
Tage gedauert. Wirre Tarife hatten ihn auf eine seltsame Strasse durch
Europa geführt. Eine direkte Verbindung verbot sein Geldbeutel.
Jetzt war er da. In der sonderbaren Stadt,
gab es ein Hotel, indem er umsonst übernachten konnte. Gewiss, er war zu kleinen
Arbeiten verpflichtet, doch diese waren bedeutsam für das Gemeinschaftsgefühl.
Es war mehr als ein Tausch von Arbeit gegen Übernachtung.
Pedros hatte
ihm das Tor zum Herzen
empfohlen: "Es ist kostenlos und sauber. Du musst etwas arbeiten, doch nichts
schlimmes oder schweres. Ich musste damals immer Wäsche waschen. Ach ja,
Fleisch, Fisch und Drogen sind dort verboten. Keine Ahnung, warum die diese drei
Dinge verbieten. Ich habe den Zusammenhang nie verstanden." Sandros war
entsetzt:

Sandros |
"Wie Fleisch ist da verboten?" - "Ja, wirklich" - "Das gibt's doch
nicht. Die sind doch verrückt." - "Auf jeden Fall ganz schön schräg." - "Kein
Fleisch. Du machst Witze." Pedros grinste: "Nee, wirklich. Wirst schon
sehen." Sandros mochte es nicht glauben. "Kann man ohne Fleisch leben?" Das war ihm unvorstellbar
und schien sinnlos. Er hatte in seinem Leben weder das Wort
Vegetarier
gehört, noch gewusst, das es solche gibt. Sandros fragte noch einmal: "Und
Huhn?" - "Das ist für die auch Fleisch." - "Die sind verrückt." - "Und Du hast
eine Woche kein Fleisch gegessen?" - "Doch natürlich ..." Pedros
machte eine Pause. "Döner und Currywurst...", Pedros Sinne gerieten ins
Schwärmen: "Döner, da gibt es eine nette Ecke. Es ist das reinste
Bermudadreieck. Am schlesischen Tor. Da musst Du hingehen. Ein Imbiss nach dem
anderen. Du stirbst dort mit fettem Bauch. Grandios." - "Echt?" - "Natürlich,
würde ich Dich anlügen?", entrüstete sich Pedros und versicherte:
"Sandros, es ist das Paradies." Der Reisende sah über die erwachende Stadt, der Zug fuhr
langsam und ließ ihm Zeit. Er genoss es. Er musste sich nicht beeilen, seine
Sachen zu suchen. Er fuhr bis zur Endstation. Seine Nase klebte am Fenster, vor
seinen Augen zog Berlin vorbei und seine Neugier auf das "Tor zum Herzen" wuchs. Er erinnerte sich wieder an das Gespräch mit Pedros.
"Als Du aus Berlin kamst, hattest Du mir erzählt: "Das Hotel war nicht nur
Hotel" Wie meintest Du das?"
Pedros ging an seinen Schrank öffnete ihn und nahm eine braune, alte
Holzkiste heraus. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie. In ihr
waren viele Briefumschläge, er suchte schnell und nahm den auf dem
"Berlin
2050" stand. "Das war vor zwei Jahren ,
es wird sich vieles geändert haben.“, sagte Pedros. Während die beiden die Bilder ansahen,
fügte Pedros hinzu: “Dort gab es viele interessante Menschen aus Berlin und
aller Welt. Als Gäste und Mitarbeiter. Es gab auch ein Kino und Seminare, meistens
allerdings auf deutsch. Ach ja, das komischste war: Alle trugen die
gleiche
Kleidung. Die musste man beim Eintritt immer wechseln." - "Auch, wenn
Du kurz hinaus gingst, zum Rauchen beispielsweise?" - "Nein, nur einmal am
Tag. Sie sagten damals, das sie dadurch Sauberkeit erhalten und soziale
Ungleichheit mindern wollten."
"Einheitskleidung. Klingt nach Sekte... ist das eine
religiöse Sache? Auf so was habe ich nämlich gar keine Lust…" - "Nee,
religiös war das eigentlich nicht, obwohl ... : Es gab da einen
Gebetsraum. Dort war immer ein Pfarrer, oder so."
"Oder so?" "Na ja, einmal ein
Pfarrer, einmal ein Guru, dann ein Schamane, die wechselten sich ab. Einer
war immer da, doch immer von einer anderen Religion. Du konntest Du dort
beten oder mit einem Geistlichen sprechen, Beistand erhalten oder einfach
nur etwas über seine Religion erfahren.
Ich hatte so ein bisschen mit
denen gequatscht. Ich hatte nicht das Gefühl, das die mir was aufdrängen
wollten. Das war eher multireligiös." -"
Aber schon religiös, nicht wahr? Da habe ich wirklich keine Lust drauf.", fand Sandros. "Ist doch umsonst,
probier es einfach. Wir kennen uns doch seit Jahren. Und atheistischere und
unspirituellere Menschen als mich gibt es nicht.", beruhigte Pedros
seinen Freund. Pedros hatte der Versuch religiöses
und unreligiöses nebeneinander zu dulden und zu respektieren beeindruckt.
"Weißt Du, die
hatten sogar einen Meditationsraum für unreligiöse: War als
Alternative gedacht. Konnte ich aber auch nichts mit anfangen. Andere schon.
Aber es gab keinen Versuch mich zum meditieren oder beten zu bewegen. Das
ich daran kein Interesse hatte,
war okay für die anderen.", fügte Pedros hinzu. "Seltsam, warum macht
das jemand? Alles umsonst und so seltsame Vorschriften..." - "Damit die
Gäste lernen ihr Herz zu öffnen." - "Das Herz öffnen lernen? Ich habe doch
Herz, viel Herz!" - "Du bist Spanier. Vielleicht wollen die nordischen
Menschen ja von uns lernen. Die haben ihr Herz, ihre Vernunft im Kopf."
Pedros sah seinen Freund an. "Mmh, das stimmt wohl.", hatte Sandros die
Theorie bestätigt. Und er hatte dem noch hinzugefügt: "Ich glaube es ist
auch ein Versuch Utopie in die Wirklichkeit zu bringen. Einerseits sehr
geregelt, andererseits sehr offen. Sieh es Dir
an. Es ist spannend. Weil es neu ist und es macht Spaß. Ich habe
doch auch nicht alles verstanden, ich kann doch kein deutsch."
Sandros wurde überzeugt. Es war leicht. Sandros hatte ja Interesse
bekundet. Außerdem kannte er Pedros von klein auf. Ihre
Freundschaft gab es seit Sandros sich erinnern konnte. Pedros würde ihn nie in Gefahr
bringen. Und wenn, dann waren sie immer zusammen gewesen. Nie alleine. Wie
damals auf den Cliffs. Fast wären sie abgestürzt. Das war aber eine andere
Geschichte. Aber in einem Punkt musste Pedros Sandros belogen haben. Wo gab es Menschen, die kein Fleisch essen. Seltsam,
fand der Madrider. Als er sein Bett im Internet reservierte, fand er die Worte bestätigt.
"Nun
ja…"
Trotzdem reservierte er. Ihm blieb nichts anderes übrig.
Deutschland war sehr teuer. Zu teuer.
So würde sein Urlaub deutlich entspannter sein. "Sogar Döner wären drin",
hoffte er und freute sich, dass er bald Berlin sehen würde. Urlaub in
Deutschland. Vincenze und
Pedros hatte es dort gefallen. Dann würde es ihm auch gefallen. Dessen
war er sich sicher.
Die Schattenwelt war vollends dem
Morgen gewichen, als er den Ostbahnhof erreichte. Dort herrschte
organisiertes
Chaos. Lautsprecheransagen dröhnten unverständliches deutsch, doch die
Menschen waren ruhig.
Er wurde Teil einer
geordneten Menge. Schnell fand er den Bus. Als er einstieg, verglich er
noch einmal seine Nummer mit der Karte aus dem Internet. Im Bus gab es
eine Karte mit Straßennamen, trotzdem bat
er den Busfahrer um Hilfe. Vergeblich: Der sprach kein Englisch, der
Spanier
kein Deutsch. Er zeigte die Adresse, der Fahrer sagte irgendetwas. Sandros nahm
an, er bekäme Hilfe. "Danke", brachte er mühsam hervor. Sein erstes
deutsches gesprochenes Wort. Trotzdem verglich er die Namen der Stationen
mit denen der Karte. Pedros hatte ihn zuvor vor der Unberechenbarkeit
Berliner Busfahrer gewarnt. In diesem Fall zu Unrecht. Durch den
Lautsprecher kam etwas das Sandros nicht verstand, der Fahrer stand auf und
gestikulierte mit den Armen. Das musste dem Reisenden gelten.
Sandros bedankte sich und
stieg aus. Er stand auf einer Strasse mit vielen kleinen Geschäften. Nummer
Einhundertzweiundvierzig. Einhundertdreiundvierzig. Einhundertvierundvierzig. Es dauerte nur ein paar Minuten , bis er
das bronzene, schwere Tor fand: Das Tor zum
Herzen.
Ein großer Knopf war von einem gemalten
Spinnennetz eingekreist. Auf
den Linien stand in vielen Sprachen: "Klingel". Unfehlbar.
Er legte seinen Finger drauf, und drückte den Knopf.
Ein Licht
ging an.
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Geschichte weiter von Martin Teuschel  Zum Seitenanfang 
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