Unkommerzielle Arbeiten von John-Martin Teuschel (JOMT) bis 2010

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Sandros erwachte langsam mit löchriger Erinnerung: „Hab ich mich gestern schon wieder geschlagen?“, fragte er sich. Er hielt seinen Brustkorb. „Oh“, atmete er tief durch:„Das tut weh.“ Er stöhnte. Der Madrider hoffte, daß er trotz Rausch begründet geschlagen hatte. Und das keiner draufgegangen war. Er kannte seinen Hieb. Der war kraftvoll. Ein „Vielleicht bin ich nur hingefallen.“ flog durch seinen Kopf und: „Vielleicht höre ich es später von den Schlafenden.“ Viele Vielleichts. Lieber wäre ihm, wenn es nichts zu berichten gäbe. Die Erinnerung verschwand im Lampa. Später im Blackout, als Sandros im Zannax getanzt hatte, übte Elfried auf dem Dach seinen Leib. Er genoss die Morgenstunde. Frische Luft und der gespürte Frieden des „Tor zum Herzen“ erlaubten Elfried in sich zu ruhen. Während Elfried meditierte, blieb Zeit von ihm zu erfahren:
Finanzielle Unabhängigkeit und das „Tor zum Herzen“ boten Elfried seit seiner Jugend die Möglichkeit sein Selbst zu verwirklichen und Höheres anzustreben. Seine Ideale waren groß und einfach. Er glaubte an das Gute im Menschen und das Menschen Gutes wollten. Bei ihm war das so. Deshalb sah er diese Möglichkeiten auch bei anderen. Im „Tor zum Herzen“ hatte der jugendliche Elfried seine geistige Heimat gefunden und diese seitdem mitgeprägt. Er fühlte, das sich seine Umgebung zum Guten änderte. Es war ihm bewußt, das das an seinem direktem Handeln mit und aus der Gemeinschaft - darauf legte er Wert - lag. Die Ergebnisse schienen global klein. Vor Ort sahen darin Nachbarn und Freunde des „Tor zum Herzen“ große Errungenschaften. Elfried fand, daß die Welt sich in die richtige Richtung drehte: Zum Guten. Unsichtbar, aber spürbar, vielleicht sogar messbar, blieb die Wandlung nachbarschaftlicher Bereitschaft füreinander da zu sein und einzustehen. Diese Gemeinschaftshaltung beeindruckte Elfried und mehr noch jene, denen er auf Reisen davon berichtete. In vielen anderen Orten fühlte er, das Menschen mehr sich selbst, als dem nächsten nahe waren. „Es hälfe, gäbe es mehr „Tore zum Herzen.““, schloss er nach solchen Betrachtungen seine Ansprachen, die er an mögliche Spender und Förderer richtete. Diesen ausgesprochenen Wunsch mühte er zu verwirklichen. Dabei half ihm seine gesellschaftliche Stellung. Sein beträchtliches Vermögen erlaubte ihm, sein Leben dieser Aufgabe zu widmen. Diese vorteilhafte Position erleichterte Kontakt mit einflussreichen Menschen. Vielen galt er als Spinner. Das kümmerte ihn nicht. Elfried vertrat sein ungewöhnliches Wollen mit Mut und Vertrauen. Er hatte bei anderen Erfolg: Sie respektierten sein Handeln, spendeten seiner Stiftung, engagierten sich praxisnah oder vermittelten Kontakte zu lokalen Entscheidungsträgern.
Nach der Meditation war Elfrieds Frühsport beendet. Er schlenderte durch den Dachgarten, betrachtete zwischen seinen Fingern eine Blüte, ohne sie abzureißen und gelangte zum Geräteraum. Dort kleidete er sich um und stellte Laubbesen, Müllgreifer, zehn Paar Arbeitshandschuhe und Plastiksäcke in die Schubkarren. Er fuhr im Aufzug hinunter und lud die Gartengeräte in den Projektwagen des „Tor zum Herzen“. „Gut!“, dachte er und ging in die Küche. Hier war die Umweltgruppe verabredet.

Harald zahlte dem Taxifahrer ein freundliches Trinkgeld. Der Fahrer bedankte sich herzlich. Harald winkte nur ab. Er kannte die Arbeit und den Wert der Bereitschaft notfalls Erbrochenes säubern zu müssen. So betrunken wie Sandros war, war es keine Selbstverständlichkeit das er befördert wurde. Der Taxifahrer hatte Glück: Sandros war zu betäubt, um sich zu übergeben. Jiang und Sieglinde öffneten die Türen und stolperten ins Freie. Lachend zerrten sie Sandros hinaus. Er war vollkommen willenlos. Mürrisch ließ er sich von Jiang und Sieglinde schultern. Sie stützten ihn und gingen in den Park. Noch war der Park voll. Menschen waren betrunken und krakeelten in die Morgenstunde. Das illegale Open-Air hatte seinen Zenit längst überschritten. Musik hallte elektronisch aus grossen Verstärkern. Die Szene feierte sich selbst mit der Unterstützung pharmazeutischer Produkte. Drum herum, klang akustisch die Musik von Gitarristen und Trommlern, die sich abseits der Party getroffen hatten, um wie seit jahrtausenden üblich, miteinander zu musizieren, zu reden oder einfach nur hinter geschlossenen Augen der Melodie zu folgen. Harald lauschte und erkannte neben Sandros Schnarchen eine Spielart. Er freute sich. Vanessas Lippen entfachten mit dem Saxophon diesselbe Kraft, die sie auch mit Ölfarben auszudrücken vermochte. Dunkel und melancholisch glitten die Töne durch den Park und lockten Harald. Er kannte Vanessa schon länger. Er mochte sie gerne. Nicht nur wegen ihrer anziehenden Kleidung. Die Exilbayerin trug meistens ein offenes Dekollete, das ihren prallen Busen lüftete. Sie liebte Dekolletes, obwohl sie ihren Busen zeigten, den sie zu groß fand: Der weite Ausschnitt minderte diese Wirkung nicht. „Die Wahl zwischen drei Übeln“, hatte sie am Vorabend vor dem Spiegel gedacht. Als sie Harald erkannte, er winkte von weitem, setzte sie ihr Saxophon ab und winkte zurück. Dabei streckte sie ihren Arm und schwenkte ihn in weite Bögen durch die Luft. Marcel sah zu ihr hinüber, und nutzte die Pause: Er fügte der Stille dramatische Akkorde hinzu. Freddie und Francis lauschten einfach weiter. Vielleicht bemerkten sie nicht einmal des Saxophons Pause. Ihre Gedanken waren verträumt, ihre Umarmung vertraut, ihre Müdigkeit umwerfend.

Sieglinde und Jiang legten Sandros ins Gras. Er schlief weiter und verpasste die Begrüßung. Küsschen gingen von Mund zu Wange. Worte und Floskeln wurden herumgereicht. Sandros grunzte zufrieden als Francis und Freddie ihre Umarmung lösten, um die Ankömmlinge zu grüßen. Sie erkannten und verstanden, daß sie keine neue Umarmung wünschten. Das Kuscheln war beendet und hinterließ in Freddie lustvollen Druck. Sieglinde erzählte von der Keilerei im Lampa. Harald und Jiang unterbrachen sie oft. Dadurch wurde die Geschichte endlos. Doch die Zwischenfragen und -rufe legten neue Gesprächslinien, denen Unterhaltungen angeregt folgten. Weinflaschen klirrten gegen Bierflaschen. Marcell zupfte wieder die Gitarre. Francis erfand ein Lied dazu und sang leise. Die Freunde hatten eine gute Zeit. Sieglinde setzte sich zu Sandros. „Der ist kaputt.“, dachte sie und ärgerte sich kurz. Harald und Jiang hatten diesmal keine Schuld. Sie hatte wohl einfach nur kein Glück. Kurz zweifelte sie: „Warum gerate ich immer an solche Männer!“ Der Gedanke verschwand. Sie streichelte Sandros Strähnen aus dem Gesicht. Der gluckste zufrieden, brabbelte ein paar spanische Worte und wurde wieder still. Sieglinde streichelte ihn weiter. Sie erwartete nichts. Es gefiel ihr einfach ihn zu streicheln. Sie fühlte sich wohl dabei. Sie sah nichts falsches daran. Sie hörte Francis Lied zu. Francis sang von Freundschaft. Sieglinde schloss die Augen, legte ihren Kopf auf Sandros Körper, zupfte mit ihren Fingern seine Haare und schlief zufrieden ein. Vanessa malte neue Melodien mit ihrem Saxophon. Harald nahm Freddies Bass und begleitete Vanessa. Ein ruhiges Spiel. Neben dem gleichmäßigen Beat der Parkparty kehrte Ruhe ein. Schließlich wachte nur noch Francis. Irgendwo zwischen Langweile und Verträumtsein flocht sie aus Gänseblümchen einen Kranz. Sandros erwachte. Er rieb sich die Augen.

Steffen, Marc und Maria warteten schon auf Elfried. Sie hatten das Frühstück zubereitet und sprachen über Fußball.
Maria provozierte Marc: „Ach Du..., dieses Jahr wette ich mit Dir um ein Sofa und zehn Kisten Bier, daß Gladbach den Aufstieg wieder nicht schafft.“
Steffen grinste breit. Marc ließ den Angriff nicht unverteidigt. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. Es ging um Ehre: „Wir zeigen es euch. Dieses Jahr schaffen wir es. Dann krieg ich von Dir das Sofa. Und Du guckst doof.“
Marcs Freunde lachten.
„Ist doch immer das gleiche. Gladbach schafft den Aufstieg nie“, warf Elfried begrüßungslos ein. Unbemerkt war er hereingekommen.
„Doch dieses Jahr schaffen wir 's. Wirst schon sehen. Gladbach hat die coolsten Fans.“, gab Marc sich sicher.
„Und die naivsten.“, piekste Steffen.
„Die Hoffnungsvollsten“, brüstete sich Marc. Er war stolz auf seinen Verein. Es gab keinen besseren.
„Bei St. Pauli kostet die Sitzkarte schon dreißig Euro.“, versuchte Elfried Marc zu retten.
„Wie Sitzkarte?“, meckerte Maria.
Mark fügte hinzu: „So' n Spruch hab ich ja noch nie gehört.“ Die anderen stimmten ihm zu. Aber die Tatsache, das Marc Gladbachfan war und alle gegen Gladbach waren, verleitete Maria den Wetteinsatz zu erhöhen: „Ich setze dreißig Nutten zum Sofa und Bier.“ Die Italienerin war kein Kind von Traurigkeit. Steffen auch nicht: „Ich glaube ich werde Gladbachfan.“, schwärmte er.
„Ne Sitzkarte....“, erinnerte Mark: „Wozu das denn?“
„Mann wird nicht jünger und so'n Spiel...“, antwortete Elfried.
„dauert 90 Minuten“, ergänzte Marc.
„Wie'n Film“, schloss Steffen und Maria wußte:
„Im Kino gibt’s auch keine Stehplätze.“
„Na, siehste“, fühlte Elfried sich bestätigt.
„Welche Mannschaft bist du denn?“, kam von Steffen.
Elfried gab sich empört: „Hertha BSC. Ist doch klar. Weißt Du doch“, sagte Elfried.
„Hertha, da könnt ich mit Dir Stunden reden, warum Du dumm bist.“
„Wieso? Ist doch quatsch. Ist auf jeden Fall besser als Gladbach. Niemand mag Gladbach.“, unterstrich Elfried.
„Muss ich eigentlich hier in der Mitte sitzen?“, fragte Marc.
„Ja, musst Du.“
„Fortuna steigt auf.“
„Nie!“
„Doch diesmal schaffen wir das.“
„Und Fortuna wird Europameister. Als Kombiwette mit Gladbachs Aufstieg, wirst du beim Gewinnen Millionär.“
„Und dazu krieg ich dreissig Nutten und ein Sofa.“
„Ein gemachter Mann“, stieß Maria Steffen mit dem Ellbogen in die Rippen. Sie zwinkerte ihm zu.
Die Freunde lachten, wünschten einander „Guten Appetit“ und genossen das Frühstück, bei dem sie die letzten Spiele diskutierten.

„Vogelstimmen und helles Licht sprachen gegen das Erwachen im Hotel“, dachte Sandros, bevor er seine Augen öffnete und lauschte. Schrill piepste ein Küken nach seiner Mutter, rauh krächzte eine Nebelkrähe und kräftig flatterten Taubenflügel bei ihrer Balzjagd durch die Baumwipfel. Sandros öffnete seine Augen und sah sich um: Ort und Zeit waren zwei Unbekannte. Ebenso unbekannt war Francis, die als einzige wach geblieben war. Sandros beobachtete sie aus dem Augenwinkel. Sie flocht einen Kranz aus Blumen. Wie eine Madonna saß sie dort , fand Sandros verächtlich. Er mochte keine kultivierte Jungfräulichkeit. Und Francis schien ihm unsympathisch. Diese Wirkung auf ihn hatte viele Gründe. Nicht nur die Sonne, die hinter Francis Kopf blendete und an einen Heiligenschein erinnerte war schuld daran. Francis war Kitsch pur. Sandros sah sie zum ersten Mal. Er war sicher, hier keine Freundin zu sehen. Das erkannte er trotz seiner Benommenheit. Vertraute er seiner Erinnerung, die wie erwähnt, äußerst lückenhaft war, hatte er kein Wort mit ihr gewechselt. Unfreundlich und angebracht fand er das. Auch jetzt suchte er kein besonderes. „Wozu?“, fragte er sich. Nicht einmal ein amouröses Abenteuer schien möglich. Höflich grüßte er: „Hi!“ Francis grüßte ebenso kurz zurück. „Was ist das denn für einer?“, fragte sie sich. „Ganz süß“, hallte es in ihr, nachdem sie sein Gesicht gesehen hatte. Sandros lauschte wieder den Vögeln. Sein Blick schweifte. Francis flocht ihren Blumenkranz. Sandros Eindrücke dieses Morgens waren stimmig: „Kein besonderer Tag. Ein weiterer Day After. Der Tag danach.“ Sandros Kopf schummerte. Die Atmosphäre wackelte. Alkohol vibrierte unter seiner Haut. Kopfschmerzen meldeten sich. Besonders vorne an der Stirn. Er hatte das Gefühl als würde sein ganzes Gehirn versuchen aus dem Schädel zu quellen. Würde er platzen? Sandros war übel. Doch zum Kotzen reichte es nicht. Sein Bauch war flau. Der Spanier wußte, daß jeder Schritt ihn stürzen könnte. Er tat, was er konnte: Liegen bleiben und am Alkohol leiden. Das war schrecklich. Dem Madrider war elendig zumute. Und er fühlte sich fiebrig. „Ficken sollte man da. Daneben sein. Einfach so.“, dachte er. Er sah noch mal kurz zu Francis. Die Übelkeit wich nicht. Sandros wußte nicht wohin er sehen sollte. Nichts schien fest oder greifbar. Alles wirkte verschwommen. Und das lag nur teilweise an seinen Vergiftungserscheinungen und dem Restalkohol. Die Realtität war unordentlich. Außer Francis und Sandros gab es noch die Freunde. Die lagen herum, als seien sie Opfer eines Attentates, von denen ständig berichtet wurde. Ihre Gliedmaßen waren ungelenk ausgerichtet. Sogar auf ihm. Sieglindes Arm, lag auf seinem Bauch. Ihr Kopf war gegen ihn gelehnt. Das war ihm angenehm. Sieglinde war eine Freundliche. Auch die anderen Körper lagerten übereinander. Einsam gegen Rümpfe gelehnt. Zwischen den Körpern lagerte Müll. Papierfetzen, Kronkorken, Chipstüten, Fastfoodschachteln, Pappteller, alte Kondome, Nussschalen, Pistazienfelder , Fahrscheine, Zigarettenschachteln, Alufolien, Plastikgabeln, Grastütchen, Zigarettenkippen und Erbrochenes bedeckten den Rasen und woben den Teppich zwischen den Freunden und um sie herum. In Regenbogenfarben sammelten sich menschliche Abfälle fleckenweise zu Dörfern, und gelegentlich, wo zuvor zehn oder mehr Musiker gespielt hatten zu Städten. Kreisförmig minderte sich die Müllmenge in kleinste Dörfer, bevor der Unrat an Mülltonnen zu großstädtischen Metropolen wuchs, die an den Wolken kratzten. Der Park war zur Landkarte geworden, und zeugte von menschlicher Gestaltung und Zufall. Sandros belächelte seine Gedanken und hätte sie gerne geteilt. Aber nicht mit Francis. Ihrer Jungfräulichkeit haftete ökologisches Bewußtsein an, fand Sandros. Er schwieg. Bis er eine verbliebene Rotweinflasche erblickte. Sein Grinsen wuchs Ohrwärts. Mühe- und bewegungslos bekam er die Flasche. Er fragte Francis. Sie half ihm. Geschickt stiess sein Feuerzeug in den Flaschenhals. Der Korken fiel in den Bauch. Schnell hob er die Flasche. Warm und rot floss der Saft in seine Kehle. Der Wein wirkte sofort: Die Kopfschmerzen verschwanden. Er war höflich und bot Francis Wein an. Sie lehnte dankend ab. So besiegte er den Wein allein, und schützte seine schlafenden Freunde vor der Versuchung des Alkohols.


Das Frühstück war ein Erfolg. Wohlgenährt fuhren die vier Freunde mit dem Auto durch die Stadt. Die Stimmung war ausgelassen. Maria begann ein Lied zu singen und wurde A Capella von Steffen und Marc begleitet. Schnell steckten sie Elfried an. Der Fahrer schlug im Vierviertel Takt die Autohupe. Am Park parkte Elfried das Auto. Marc und Steffen entluden die Schubkarre und das Gartenwerkzeug. Zu viert gingen sie zum Treffpunkt. Schon der Weg zum Pavillion entsetzte sie: Müllmassen, von Wind und Menschenhand im Park verstreut, ließen Maria bemerken: „Wie nach einem Krieg.“ Marc stimmte ihr zu. Der Rasen sah schlimm aus. Verwüstet traf es am besten. Am Pavillion angekommen freuten sich die vier Ankömmlinge: Sie waren nicht allein. Weitere Helfer warteten auf sie. Einige hatten sogar eigenes Werkzeug. Noch besser. Die Gruppe vergrößerte sich schnell: Verspätet, aber nicht zu spät kam Luri. Er war aufgeregt als er seine Freunde traf, denn er hatte Wichtiges geträumt. Stürmisch ging er auf die anderen zu. „Ey, wißt ihr wovon ich geträumt habe?“ Maria kam ihm entgegen und flötete verführerisch: „Von mir...“ Luri war abgelenkt: „Leider nicht. Hätte ich von Dir geträumt, läge ich noch immer im Bett.“ Zur Begrüßung küßte der Italiener seine Landsfrau wie immer: Auf den Mund. Das dauerte zwei, drei Sekunden und Steffen kam nicht umhin zu bemerken : „Drei zu Null , stimmst?“ Die anderen lachten. Das konnte der Italiener nicht stehen lassen. „So nicht.“ Er löste sich von Marias Lippen, stellte sich auf, streckte seinen Brustkorb vor und seinen Kopf hochnäsig nach hinten. Luri hob seinen Zeigefinger und sagte: „Vier zu eins! Unglaublich dieser Traum. Vier zu eins! Stellt euch das vor. Ein Wahnsinnsspiel, sage ich euch.“ Alle lachten. Auch Maria. Sie kannte Luri. „Der Fußballverrückte.“, dachte sie ohne sauer zu sein: „Dabei ist er so süß.“ Die Italienerin erinnerte sich an die kurze Romanze mit Luri im letzten Jahr. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Die Freunde waren jetzt bereit, zogen ihre Handschuhe an und machten sich plaudernd an die Arbeit. Sie kreuzten ihre Waffen und schwenkten ihre Müllsäcke. Sie begannen den Müll aufzusammeln. Meterweise gewann das Grün gegen die Farbvielfalt des Mülls. Die Last des befreiten Parks sammelte sich in den Säcken der Kolonne.
Francis, die ihren Blumenkranz zu Ende geflochten hatte, sah die Projektgruppe nahen. Sie sah noch einmal auf ihre schlafenden Freunde, verabschiedete sich still und ging zu den anderen. Müllsack und Schutzhandschuhe waren noch übrig. Sie reihte sich in den Kreis der Bekannten. Sie hatte die meisten schon im „Tor zum Herzen“ gesehen. Die Umweltgruppe war ihr neu. Die Idee, den Park zu säubern gefiel ihr, obwohl sie fand: „Das müsste doch die Stadt machen, nicht?“ „Die müßte so viel tun.“,winkte Steffen ab. Eine andere Stimme fügte hinzu: „Die haben zuviel Arbeit. Am Wochenende war in den meisten Parks Party. Das sieht überall so aus.“ „Die müssten mehr Leute einstellen.“ „Ja, aber... Du kennst das doch.“ „Ja, ja, immer nur sparen.“ „Notwendiges sehen die gar nicht.“ „Kann man mit denen nicht sprechen?“ „Nee, Du , weißte. Das ist so, als wenn Du mit einer Kuh französisch sprichst.“ Francis stimmte zu: „Vermutlich hast Du recht.“ Und legte eine Pfandflasche in den zweiten Müllsack. Nachmittags staunte sie: Der gesammelte Pfand reichte für drei ihrer Monatsmieten. Leider wurden die damit nicht bezahlt. Stattdessen floss das Geld in die Ausrichtung des Nachbarschaftfestes im „Tor zum Herzen“.

Weiter in Teil 15

von Martin Teuschel

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Deine kleine Schnuppertour
  • Im Projekt Freiraum kann geduscht werden. Eine Dusche ist abgebildet.
  • Abbildung: Sauberkeit in Bad und WC. Ein Desinfektionsspender für die Toilette zum einfachen Gebrauch.
  • Böse Blumen: Ein Geschichtensammlung im PDF - Format
  • Glaube, Liebe, Hoffnung: Christliche Werte mit Tusche gezeichnet.
  • Sandra meint: "Was du hier schreibst ist Kitsch. Manchmal wünschte ich[..] eine Internetprüfung!" Was meinen andere?
  • Streetart zum Berliner Straßenkunstfestival Berlin-Lacht 2007 mit der Kurzgeschichte Straßenkunst
  • Berlin: Superstar Boxi spielt mit Styropor Stadtbau. Und baut dabei reichlich Tower 
  • Comic :Umzug in Berlin. Freunde helfen. Professionell ist das selten. Dafür gibts Renovierungstipps.
  • Ein Projekt das Gesundheit, soziale und informelle Gerechtigkeit, religiöse Toleranz und Integration fördern und fordern will, kann zur Verwirklichung seiner Ziele Grundregeln definieren.
  • Kurzgeschichte: An der orientalischen Bühne beim Karneval der Kulturen gab es wieder ein tolle Show.