Unkommerzielle Arbeiten von John-Martin Teuschel (JOMT) bis 2010

Neue Inhalte folgen auf jomt.de

www.berlinerplakate.de: Tone - A - Tube interviewt Hassan von Martin Teuschel

Texte:    Tor zum Herzen    Gedichte 1  2  3      Geschichten    Sachtexte   Start & Mehr    Bilder    Impressum    Copyright

 

Tone-A-Tube (TAT):
Hallo meine Freunde, schön dass ihr wieder dabei seid. Es geht natürlich um das „Tor zum Herzen“. Diesmal bin ich in die Vergangenheit gereist. Genauer gesagt ins Jahr Zweitausendsechs. Nach Braunschweig. Dort bin traf ich Hassan. Für die, die ihn nicht kennen. Er machte „Hassies – Masken – Show“. Hassan war sehr überrascht von mir. Kein Wunder.
Zweitausendsechs galten <Ü>Außerirdische als etwas Religiöses.

Hassan selbst glaubte vorher nie an sie. Erst die Begegnung mit mir und unser Ausflug belehrte ihn. Wir mussten unser Treffen an einem sicheren Ort abhalten. Und was ist sicherer als der südamerikanische Regenwald? Ein Südostasiatischer. Kurz: Ich holte Hassan mit meinem Raumgleiter ab und wir machten nach seinem ersten Schock einen Abstecher auf Borneo. Jetzt zum Interview.

TAT: Wie gefällt es Dir hier?
Hassan:: Es ist wundervoll. Fantastisch. Mein Gott. Ich hatte nie damit gerechnet, dass Du existierst. Außerirdische hielt ich immer für einen Mediengag.
TAT: Das ist typisch für Menschen Deiner Zeit. Kann ich gut verstehen. Es ist eine politische Entscheidung uns zu verstecken. Aber lass uns darüber nach dem Interview sprechen, denn unseren Hörern ist das alles längst bekannt.
Hassan:: Okay.
TAT: Du engagierst Dich für das Tor zum Herzen. Wieso?
Hassan:: Ich halte das für eine fantastische Gelegenheit. Diese ganze Geldgeschichte, die Ellbogengesellschaft, der ganze Mist stinkt mir zum Himmel.
TAT: Und da hast Du was anderes gesucht?
Hassan:: Ja. Ich kenne mich gut aus mit Projekthäusern und anderen alternativen Lebensformen. Doch die sind meistens sehr sektiererisch.
TAT: Was meinst Du damit?
Hassan:: Naja, Du wohnst in einem solchen Projekt und musst politische Gepflogenheiten mittragen. Außerdem sind die meisten in der Szene abgeschottet. Es gibt selten Kontakt zur Nachbarschaft. Außerdem herrscht oft starker Gruppendruck. Da ist Coolness angesagter als Wichtiges zu machen. Mir gefallen auch die Plena nicht.
TAT: Plena? Was sind das?
Hassan:: In Plena… da treffen sich die Leute um Neues zu entscheiden oder zu machen. TAT: Versammlungen also?
Hassan:: Ja, im Grunde schon. Nein, nicht im Grunde. Plena sind Versammlungen.
TAT: Und was gefällt dir dabei nicht?
Hassan:: In der Regel sollen Konsensentscheidungen getroffen werden. Das klingt ja gut. Doch in Wirklichkeit ist das meistens nervtötend. Besonders, wenn zwei oder drei dabei sind, die toll sein wollen und deshalb ewige Monologe halten, die soviel Forderungen und Abschweifungen enthalten, dass ein Konsens Unmöglich wird. Entscheidungen dauern so oft Jahre.
TAT: Was könnte man besser machen?
Hassan:: Kompromisse schließen? Abstimmen. Ein wenig <Ü>Hierarchie einfließen lassen.


TAT: Das funktioniert. Birgt natürlich auch Gefahren.
Hassan:: Ja, aber das Hierarchiemodell des TZH gefällt mir zum Beispiel ganz gut.
TAT: Und was gefällt Dir noch?
Hassan:: Das <Ü>Umsonsthotel. Dadurch werden die festen Strukturen gemildert. Und Offenheit geschaffen.

Menschen aus unterschiedlichen Kulturen treffen sich. Können frei und ungezwungen verweilen. Das was es heute in diesem Bereich gibt sind private Unterkünfte oder Obdachlosenwohnheime. Die meisten konsumfreien Orte sind übrigens mit obdachlosen überfüllt. Das siehst Du besonders im Winter. In den Bibliotheken, Wärmestuben, Infocafes, Volksküchen- überall da wo der Eintritt frei ist, wird es für Menschen mit Wohnung unangenehm.
TAT: Hast Du was gegen Obdachlose?
Hassan:: Ja, auf jeden Fall!
TAT: Wie? Erklär das genauer.
Hassan:: Das war überspitzt. Ein Spruch. Natürlich habe ich nichts gegen Wohnungslose. Ich habe was gegen Wohnungslosigkeit. Wir leben in einer modernen Gesellschaft, die bereit ist für großartige Prestigeprojekte wahnsinnig viel Geld zu investieren. Und jene, die das Geld investieren… Na, die merken nicht, das es nicht gut ist wenn Menschen auf der Straße leben … müssen. Manche machen das ja auch freiwillig. Das sie nur minimale medizinische Versorgung haben. Das sie zwischen Bier und Brot wählen müssen. Es ist eine Schande.
Ich denke das dieses Problem gelöst sein könnte. Geld ist einfach schlecht verteilt. Obdachlose sind Menschen ohne Hab und Gut. Das sind die letzten gegen die ich etwas habe. Ich bin noch nicht so tief gesunken, das ich ganz nach unten treten muss.
TAT: Aber was ist Dein <Ü>Problem mit Obdachlosen in konsumfreien Räumen?


Hassan:: Es ist ein Problem von Sauberkeit, Geruch und Sozialverhalten. Das betrifft natürlich auch Wohnungshabende. Doch nach meinen Erfahrungen häufen sich die Probleme dort wo überwiegend Obdachlose verkehren. Der anderen Fall sind Orte in denen Aufenthalt zum Konsum verpflichtet. Dort ist mangelnde Sauberkeit die Ausnahme. Das „Tor zum Herzen“ wagt den Spagat zwischen Hygiene und Geldfreiheit. Es ermöglicht Wohnungslosen und –habenden eine gemeinsame Basis. Es ist eben offen für alle.
TAT: Mann, das war lang, das muss ich erstmal verdauen. Du lebst in Braunschweig. Warum interessierst Du Dich für ein Berliner Projekt?
Hassan:: Glaubst Du ich hab Interesse am billigen Urlaub in Braunschweig? Keiner will hier her!
TAT: Hmm.
Hassan:: Siehst Du?
TAT: Na ja, Borneo ist schöner.
Hassan:: Berlin auch.
TAT: Die „Hassies –Masken – Show“. Wie bist Du darauf gekommen.
Hassan:: Mein Name.
TAT: Wie?
Hassan:: Hassie – Hassan – Hassmaske.
TAT: Skimütze, meinst Du…
Hassan:: Und hat sich meine Idee durchgesetzt?
TAT: Im Alltag eher nicht. Aber auf dem Fussballplatz schon. Obwohl die Unterstützung von seiten der Sicherheitsdienste noch ausbleibt. Die Piercingmaske sieht man gelegentlich bei Demostrationen. Die Polizei ist beim Schwarz geblieben.
Hassan:: Schade. Ich dachte ich würde reich durch Uniformherstellung werden.
TAT: Wie die Quandts?
Hassan:: Genau wie die.
TAT: Ich darf Dir leider nicht zuviel über Deine Zukunft verraten.
Hassan:: Warum nicht?
TAT: Zeitgefüge… Raum- und Zeitreiserregeln.
Hassan:: Sag mir, wie viel Kinder werde ich haben?
bild_16_08TAT: Nun aber Schluss?
Hassan:: War Spaß!
TAT: Echt? Du machst gerne Spaß, nicht wahr?
Hassan:: Ja, ich liebe es zu lachen. Wenn mein Bauch wackelt und ich ihn mit beiden Händen festhalten muss, ist es am besten.
TAT: Ganz was anderes? Bist Du politisch?
Hassan:: Politisch? Also wählen gehe ich nicht.
TAT: Warum?
Hassan:: Ich hasse das ganze Spektakel. Erst wird dir etwas versprochen. Dir wird gesagt, was Du kriegst. Und dann wird gewählt und die Versprechungen und Programme werden nicht eingehalten. Wenn ich ein Produkt kaufe, steht da drauf was drin ist. Ist nicht das drin was versprochen wird, kann ich es umtauschen. Und bei der Wahl? Pustekuchen. Es gibt keinen Umtausch. Keine Verpflichtung. Deshalb spare ich mir die Mühe zu wählen.
TAT: Und trotz dieser Meinung bist Du bereit Hierarchien zu akzeptieren? Das ist doch widersprüchlich. In Hierarchien kommt es doch auch zu <Ü> Kompromissen.

 Ich glaube Du stellst dir das zu einfach vor.
Hassan:  Ich glaube nicht. Politisch bin ich aber trotzdem. Ich engagiere mich in verschiedenen Projekten. Doch da geht es meistens um direkte Dinge. Die Sachen, die meine Umwelt betreffen und verändern.
TAT: Und wie hast Du wann das letzte Mal Sex gehabt?
Hassan:: Ist das die Frage aus der Zukunft?
TAT: Nein, war ein Scherz. Die Zeit drängt. Willst Du noch mal schwimmen gehen?
Hassan:: Na klar, wer weiß wann ich wieder am Pazifik bin.
TAT: Ja, wer weiß. Und damit verabschieden wir uns aus dem Jahr 2006.
Hassan:: Badehose dabei?
TAT: Natürlich…


von Martin Teuschel

 Zum Seitenanfang

Zum Seitenanfang

breiten_mass_inhalt_spalte

 





Deine kleine Schnuppertour
  • Im Projekt Freiraum kann geduscht werden. Eine Dusche ist abgebildet.
  • Abbildung: Sauberkeit in Bad und WC. Ein Desinfektionsspender für die Toilette zum einfachen Gebrauch.
  • Böse Blumen: Ein Geschichtensammlung im PDF - Format
  • Glaube, Liebe, Hoffnung: Christliche Werte mit Tusche gezeichnet.
  • Sandra meint: "Was du hier schreibst ist Kitsch. Manchmal wünschte ich[..] eine Internetprüfung!" Was meinen andere?
  • Streetart zum Berliner Straßenkunstfestival Berlin-Lacht 2007 mit der Kurzgeschichte Straßenkunst
  • Berlin: Superstar Boxi spielt mit Styropor Stadtbau. Und baut dabei reichlich Tower 
  • Comic :Umzug in Berlin. Freunde helfen. Professionell ist das selten. Dafür gibts Renovierungstipps.
  • Ein Projekt das Gesundheit, soziale und informelle Gerechtigkeit, religiöse Toleranz und Integration fördern und fordern will, kann zur Verwirklichung seiner Ziele Grundregeln definieren.
  • Kurzgeschichte: An der orientalischen Bühne beim Karneval der Kulturen gab es wieder ein tolle Show.