Geschichten:
Radio TAT:
Serie : (kannst Du auch einzelnd lesen!)
und dazu gibt es viele Bilder |
Tone-A-Tube (TAT):
Hallo meine Freunde, schön dass ihr wieder dabei seid. Es geht natürlich um das
„Tor zum Herzen“. Diesmal bin ich in die Vergangenheit gereist. Genauer gesagt
ins Jahr Zweitausendsechs. Nach Braunschweig. Dort bin traf ich Hassan. Für die,
die ihn nicht kennen. Er machte
„Hassies – Masken – Show“.
Hassan war sehr
überrascht von mir. Kein Wunder.
Zweitausendsechs galten <Ü>AußerirdischeÜ> als etwas Religiöses.
<Ü>Außerirdische :Ü> Tone- A-Tube ist ein
Stranger from
Outerspace. |
Hassan selbst
glaubte vorher nie an sie. Erst die Begegnung mit mir und unser Ausflug belehrte
ihn. Wir mussten unser Treffen an einem sicheren Ort abhalten. Und was ist
sicherer als der südamerikanische Regenwald? Ein Südostasiatischer. Kurz: Ich
holte Hassan mit meinem Raumgleiter ab und wir machten nach seinem ersten Schock
einen Abstecher auf Borneo. Jetzt zum Interview.
TAT: Wie gefällt es Dir hier?
Hassan:: Es ist wundervoll. Fantastisch. Mein Gott. Ich hatte nie damit
gerechnet, dass Du existierst. Außerirdische hielt ich immer für einen
Mediengag.
TAT: Das ist typisch für Menschen Deiner Zeit. Kann ich gut verstehen. Es ist
eine politische Entscheidung uns zu verstecken. Aber lass uns darüber nach dem
Interview sprechen, denn unseren Hörern ist das alles längst bekannt.
Hassan:: Okay.
TAT: Du engagierst Dich für das Tor zum Herzen. Wieso?
Hassan:: Ich halte das für eine fantastische Gelegenheit. Diese ganze
Geldgeschichte, die Ellbogengesellschaft, der ganze Mist stinkt mir zum Himmel.
TAT: Und da hast Du was anderes gesucht?
Hassan:: Ja. Ich kenne mich gut aus mit Projekthäusern und anderen alternativen
Lebensformen. Doch die sind meistens sehr sektiererisch.
TAT: Was meinst Du damit?
Hassan:: Naja, Du wohnst in einem solchen Projekt und musst politische
Gepflogenheiten mittragen. Außerdem sind die meisten in der Szene abgeschottet.
Es gibt selten Kontakt zur Nachbarschaft. Außerdem herrscht oft starker
Gruppendruck. Da ist Coolness angesagter als Wichtiges zu machen. Mir gefallen
auch die Plena nicht.
TAT: Plena? Was sind das?
Hassan:: In Plena… da treffen sich die Leute um Neues zu entscheiden oder zu
machen. TAT: Versammlungen also?
Hassan:: Ja, im Grunde schon. Nein, nicht im Grunde. Plena sind Versammlungen.
TAT: Und was gefällt dir dabei nicht?
Hassan:: In der Regel sollen Konsensentscheidungen getroffen werden. Das klingt
ja gut. Doch in Wirklichkeit ist das meistens nervtötend. Besonders, wenn zwei
oder drei dabei sind, die toll sein wollen und deshalb ewige Monologe halten,
die soviel Forderungen und Abschweifungen enthalten, dass ein Konsens Unmöglich
wird. Entscheidungen dauern so oft Jahre.
TAT: Was könnte man besser machen?
Hassan:: Kompromisse schließen? Abstimmen. Ein wenig <Ü>HierarchieÜ> einfließen
lassen.
<Ü>Hierarchie: Ü>Die
Hierarchien im Tor zum Herzen sind definiert und darauf ausgerichtet
schnell Änderungen
durchzusetzen, Kontinuität zu gewährleisten und Flexibilität zu erlauben.
Auch beinhalten die Hierarchien ein Konzept zur Vermeidung starrer
Strukturen. |
TAT: Das funktioniert. Birgt natürlich auch Gefahren.
Hassan:: Ja, aber das Hierarchiemodell des TZH gefällt mir zum
Beispiel ganz gut.
TAT: Und was gefällt Dir noch?
Hassan:: Das <Ü>Umsonsthotel.Ü> Dadurch werden die festen
Strukturen gemildert. Und Offenheit geschaffen.
Menschen aus unterschiedlichen Kulturen treffen sich. Können frei und
ungezwungen verweilen. Das was es heute in diesem Bereich gibt sind private
Unterkünfte oder Obdachlosenwohnheime. Die meisten konsumfreien Orte sind
übrigens mit obdachlosen überfüllt. Das siehst Du besonders im Winter. In den
Bibliotheken, Wärmestuben, Infocafes, Volksküchen- überall da wo der Eintritt
frei ist, wird es für Menschen mit Wohnung unangenehm.
TAT: Hast Du was gegen Obdachlose?
Hassan:: Ja, auf jeden Fall!
TAT: Wie? Erklär das genauer.
Hassan:: Das war überspitzt. Ein Spruch. Natürlich habe ich nichts
gegen Wohnungslose. Ich habe was gegen Wohnungslosigkeit. Wir leben in einer
modernen Gesellschaft, die bereit ist für großartige Prestigeprojekte wahnsinnig
viel Geld zu investieren. Und jene, die das Geld investieren… Na, die merken
nicht, das es nicht gut ist wenn Menschen auf der Straße leben … müssen. Manche
machen das ja auch freiwillig. Das sie nur minimale medizinische Versorgung
haben. Das sie zwischen Bier und Brot wählen müssen. Es ist eine Schande.
Ich denke das dieses Problem gelöst sein könnte. Geld ist einfach schlecht
verteilt. Obdachlose sind Menschen ohne Hab und Gut. Das sind die letzten gegen
die ich etwas habe. Ich bin noch nicht so tief gesunken, das ich ganz nach unten
treten muss.
TAT: Aber was ist Dein <Ü>Problem mit Obdachlosen Ü>in
konsumfreien Räumen?
Hassan:: Es ist ein Problem von Sauberkeit, Geruch und
Sozialverhalten. Das betrifft natürlich auch Wohnungshabende. Doch nach meinen
Erfahrungen häufen sich die Probleme dort wo überwiegend Obdachlose verkehren.
Der anderen Fall sind Orte in denen Aufenthalt zum Konsum verpflichtet. Dort ist
mangelnde Sauberkeit die Ausnahme. Das „Tor zum Herzen“ wagt den Spagat zwischen
Hygiene und Geldfreiheit. Es ermöglicht Wohnungslosen und –habenden eine
gemeinsame Basis. Es ist eben offen für alle.
TAT: Mann, das war lang, das muss ich erstmal verdauen. Du lebst in
Braunschweig. Warum interessierst Du Dich für ein Berliner Projekt?
Hassan:: Glaubst Du ich hab Interesse am billigen Urlaub in
Braunschweig? Keiner will hier her!
TAT: Hmm.
Hassan:: Siehst Du?
TAT: Na ja, Borneo ist schöner.
Hassan:: Berlin auch.
TAT: Die „Hassies
–Masken – Show“. Wie bist Du darauf gekommen.
Hassan:: Mein Name.
TAT: Wie?
Hassan:: Hassie – Hassan – Hassmaske.
TAT: Skimütze, meinst Du…
Hassan:: Und hat sich meine Idee durchgesetzt?
TAT: Im Alltag eher nicht. Aber auf dem Fussballplatz schon. Obwohl die
Unterstützung von seiten der Sicherheitsdienste noch ausbleibt. Die
Piercingmaske sieht man gelegentlich bei Demostrationen. Die Polizei ist beim
Schwarz geblieben.
Hassan:: Schade. Ich dachte ich würde reich durch Uniformherstellung
werden.
TAT: Wie die Quandts?
Hassan:: Genau wie die.
TAT: Ich darf Dir leider nicht zuviel über Deine Zukunft verraten.
Hassan:: Warum nicht?
TAT: Zeitgefüge… Raum- und Zeitreiserregeln.
Hassan:: Sag mir, wie viel Kinder werde ich haben?
TAT: Nun aber Schluss?
Hassan:: War Spaß!
TAT: Echt? Du machst gerne Spaß, nicht wahr?
Hassan:: Ja, ich liebe es zu lachen. Wenn mein Bauch wackelt und ich ihn
mit beiden Händen festhalten muss, ist es am besten.
TAT: Ganz was anderes? Bist Du politisch?
Hassan:: Politisch? Also wählen gehe ich nicht.
TAT: Warum?
Hassan:: Ich hasse das ganze Spektakel. Erst wird dir etwas versprochen.
Dir wird gesagt, was Du kriegst. Und dann wird gewählt und die Versprechungen
und Programme werden nicht eingehalten. Wenn ich ein Produkt kaufe, steht da
drauf was drin ist. Ist nicht das drin was versprochen wird, kann ich es
umtauschen. Und bei der Wahl? Pustekuchen. Es gibt keinen Umtausch. Keine
Verpflichtung. Deshalb spare ich mir die Mühe zu wählen.
TAT: Und trotz dieser Meinung bist Du bereit Hierarchien zu akzeptieren?
Das ist doch widersprüchlich. In Hierarchien kommt es doch auch zu <Ü>
KompromissenÜ>.
<Ü>Kompromissen: Ü>Im Projekt Freiraum ergeben sich diese aus
gesellschaftlicher
Notwendigkeit. |
Ich glaube Du stellst dir das zu einfach vor.
Hassan: Ich glaube nicht. Politisch bin ich aber trotzdem. Ich
engagiere mich in verschiedenen Projekten. Doch da geht es meistens um direkte
Dinge. Die Sachen, die meine Umwelt betreffen und verändern.
TAT: Und wie hast Du wann das letzte Mal Sex gehabt?
Hassan:: Ist das die Frage aus der Zukunft?
TAT: Nein, war ein Scherz. Die Zeit drängt. Willst Du noch mal schwimmen
gehen?
Hassan:: Na klar, wer weiß wann ich wieder am Pazifik bin.
TAT: Ja, wer weiß. Und damit verabschieden wir uns aus dem Jahr 2006.
Hassan:: Badehose dabei?
TAT: Natürlich…
von Martin Teuschel Zum Seitenanfang | |
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